Meine sehr verehrten Damen und Herrn Stadtverordnete, Frau Bürgermeisterin, verehrte Gäste.
Es ist Tradition, dass der nach Lebensjahren älteste Stadtverordnete, zur konstituierende Sitzung einleitende Worten sagt. Für diese Sitzung obliegt dies mir. Dies wurde nur möglich, weil die scheidende Vorsitzende Frau Stark dem Bürger Horst Fröhlich zwar ein langes Leben aber keinen Wiedereinzug in die SVV gewünscht hat, denn bei Erfüllung dieses Wunsches wäre mir auch nach 37 Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit in Strausberg diese Ehre nicht zuteil geworden, da er 4 1/2 Monate älter ist als ich.
Ich wünsche vorab uns allen viel Kraft und Durchhaltevermögen dafür, dass die Wählerschaft unser Angebot sich in dieser Wahlperiode ehrenamtlich für das Gemeinwohl zu engagieren angenommen hat.
Der Beginn einer neuen Wahlperiode ist vergleichbar mit dem Jahreswechsel, viele gute Vorsätze werden gefasst, die in der Regel in Gänze aus welchen Gründen auch immer, leider nicht zum Tragen kommen.
Es wäre daher mehr als wünschenswert, wenn es uns in dieser Wahlperiode in gemeinsamer Arbeit gelingen würde unter Beweis zu stellen, dass es auch anders geht.
Eine Voraussetzung dazu wäre, dass es mit möglichst fachkompetenter Besetzung der Ausschüsse gelingt, in ihnen die Beschlussvorlagen so vorzubereiten, dass sich der Redebedarf in der SVV auf das notwendige Minimum beschränken kann.
Eine weitere Voraussetzung dazu wäre aus meiner Sicht, dass wir zunächst zumindest die wichtigsten Vorhaben zu gefassten Beschlüssen umsetzen damit sie nicht das Schicksal von Beethovens neunter Sinfonie erfahren und auf Dauer unvollendet bleiben, ehe wir durch neue Spontanideen ohne substanzielle Voraussetzungen eine positive Stadtentwicklung hausgemacht behindern.
Dazu gehört u.a., die bauliche Belebung der nördlichen Altstadt. Nach nunmehr fast 10 Jahren Aufwand an Zeit, Geld, Planungen und Nerven zum Bau eines Altstadtcenters ohne nennenswertes Ergebnis denke ich, ist es an der Zeit ernsthaft darüber nachzudenken, ob mit dem gegenwärtigen Partner die Realisierung des Vorhabens überhaupt erreichbar ist.
Einige in dieser Runde mich eingeschlossen, haben sicher schon im Ehestand die Erfahrung gemacht, dass bei Aussichtlosigkeit zum harmonischen Miteinander, Trennung und Neuanfang die besseren Perspektiven bieten als ein Schrecken ohne Ende in Kauf zu nehmen. Was spricht also dagegen,
Schlussfolgerungen aus subjektiven Lebenserfahrungen analog auch zur objektiven Aussichtslosigkeit zu ziehen.
Zu den seit Langzeit unvollendeten Projekten gehört auch die Steigerung der Altstadtattraktivität.
Bei realistischer Einschätzung ist das was per Beschluss der Stadtverwaltung aufgegeben ist, schon rein objektiv kaum, teilweise gar nicht leistbar. Wir sollten daher möglichst umgehend Korrekturen vornehmen und uns fraktionsübergreifend zu realen Vorgaben verständigen, damit der Bürgerschaft endlich ein akzeptables Endprodukt angeboten werden kann.
Vornehmlich aus den Reihen älterer Semester sind Stimmen zu hören wie schön es wäre, wenn die Straßenbahn wieder durch die Altstadt fährt.
Schönheit hat aber bekanntlich ihren Preis.
Deshalb sollten wir den Gedanken zur Streckenverlängerung der Straßenbahn wenn überhaupt, nur im dem vollen Bewusstsein weiterverfolgen, dass die dafür ursprünglich genannten 3,2 schon auf 5,0 Mio korrigierten Euro noch nicht die Endsumme sein könnten und damit nicht auszuschließen ist, dass selbst heute noch Ungeborene, den letzten Cent für das Projekt aufbringen müssten. An einen Fluss von Fördermitteln für das Projekt mag ich nicht mehr recht glauben, der hat sich inzwischen auch in Brandenburg auf ein bescheidenes Rinnsal reduziert.
Es sei denn, der Potsdamer Erfindergeist erschließt neue Geldquellen analog der sogenannten Altanschließerbeiträge. Da über eine Pferdesteuer schon mal laut nachgedacht wurde ist nicht auszuschließen, dass dies zu Katzen analog geschehen könnte.
Darauf sollten wir uns jedoch besser nicht verlassen und sind daher so meine ich, gut beraten wenn wir unsere eigenen Möglichkeiten ausschöpfen die kein Geld kosten indem wir stets dessen eingedenk sind, Stadtverordnetenversammlung und Stadtverwaltung tragen gemeinsam Verantwortung für das Gemeinwohl unserer Stadt.
Das setzt jedoch voraus, dass die Volksvertretung SVV realitätsnahe Entscheidungen trifft, deren Umsetzungen der Stadtverwaltung auch möglich sind. Das setzt weiterhin voraus, dass alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung ihre Arbeit in dem freudigen Bewusstsein verrichten, dass diese die erforderliche Anerkennung erfährt und sie motiviert, stets innovativ zu denken und zu handeln. Dabei wäre schon hilfreich , wenn wir umgangssprachlich statt die Stadtverwaltung das Wort unsere verwenden würden, um damit die notwendige Gemeinsamkeit zu unterstreichen.
Es ist meine feste Überzeugung, wenn wir so den Umgang miteinander pflegen und gemeinsames Handeln praktizieren, blüht in Strausberg nicht nur die Natur.
Ich bedanke mich für ihre Geduld und Aufmerksamkeit.